L102.art Prize 2023
– Bewerbungsphase beendet –
Der Kunstverein L102.art eröffnet Künstler*innen der Kunstrichtungen Malerei, Fotografie, Video, Skulptur, Street-Art, Performance- und Konzeptkunst die Möglichkeit, Arbeiten und Ideen zum Thema:
MANGEL
zu entwickeln.
1. Thema
Als wir uns im Jahr 2018 in unserem ersten Kunstwettbewerb mit „Moments of Change“ auseinandergesetzt haben, standen die Aufnahme syrischer Flüchtender ( „Wir schaffen das“) und der Atomausstieg wegen des Unglücks in Fukushima im Fokus. Seitdem hat sich die Welt massiv verändert. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie beherrscht der Krieg in der Ukraine unser Leben, sei es tatsächlich oder jedenfalls gefühlt. Zum ersten Mal seit dem 2. Weltkrieg spüren wir in unserer Wohlfühl- und Überflussgesellschaft wieder einen MANGEL.
Während der Corona-Pandemie waren wir mit einem MANGEL an Freiheitsrechten konfrontiert, beispielsweise durch die Masken- oder Testpflicht, Schulschließungen, den flächendeckenden Lockdown oder die eingeschränkte Verfügbarkeit von Impfstoffen oder Produkten des täglichen Lebens. Für viele war der Mangel an echten sozialen Kontakten jedoch das gravierendste Erlebnis. Nicht zuletzt wurden aber auch Kunst und Kultur buchstäblich von heute auf morgen aus unserem Leben gestrichen.
Jetzt sehen wir uns einem MANGEL bestimmter Ressourcen gegenüber. Gas und Strom könnten knapp werden, es könnte zu tagelangen Blackouts kommen. Lieferketten sind unterbrochen, manche technischen Produkte sind nicht verfügbar oder nur zu exorbitanten Preisen. Wir richten uns ein auf fehlende Straßenbeleuchtung und Weihnachtsdekoration, frierende Menschen (Bürger*innen) in ihren Wohnungen oder ihren Büros und höhere Verbraucherpreise. Personal, vor allem in den Pflegeberufen, fehlt oder ächzt vor Überlastung und einem MANGEL an Zeit. Vor allem in den Städten herrscht akuter MANGEL an erschwinglichem Wohnraum. Wir sehen uns einem Krieg vor unserer Haustür gegenüber und damit einen MANGEL an Frieden und Sicherheit.
Niemand kann in die Zukunft schauen. Wird es überhaupt so schlimm kommen, wie es viele prophezeien oder machen wir uns mit typischer German Angst zu viele Sorgen? Wir sind, verglichen mit den Menschen in der Ukraine, noch immer in einer komfortablen Lage, da wir mit den unmittelbaren Folgen des Krieges, also Tod, Verletzung, Einsamkeit und Zerstörung, nicht konfrontiert sind. Trotzdem nehmen wir Unsicherheit und Betroffenheit wahr. Viele von uns erleben zum ersten Mal in ihrem Leben einen MANGEL. Anders als unsere Eltern und Großeltern, die Krieg, Vertreibung, Hunger und Kälte noch am eigenen Leib erlebt haben, sind die meisten von uns in Wohlstand, Frieden und Freiheit aufgewachsen.
Wie wird uns die jetzige Krise treffen? Wird es so schlimm, wie wir jetzt glauben oder vielleicht noch viel schlimmer, als uns die Politik sagt? Werden wir bald und dauerhaft auf Wohlstand verzichten müssen? (allein durch die horrenden Staatsausgaben für Corona-Hilfen und andere Rettungspakete?) Wie verändert sich die Gesellschaft in der Krise? Rücken wir wieder enger zusammen und – um im Bild zu bleiben – wärmen uns gegenseitig oder klafft die Schere derjenigen, die von Rücklagen zehren können und denen, die schon vorher von der Hand in den Mund gelebt haben, noch weiter auseinander?
Vielleicht suchen wir uns aber auch endlich alternative Energien und Lebensformen, verzichten notgedrungen auf die eine oder andere Flugreise und steigen vom Auto auf das Rad oder öffentliche Verkehrsmittel um, weil wir die Spritpreise nicht mehr zahlen können.
Mit unserem Wettbewerb wollen wir Künstler*innen einladen, diese Fragen zum Thema MANGEL zu beleuchten, eigene Positionen zu entwickeln und uns möglicherweise selbst den Spiegel vorzuhalten.
2. Verfahren
Die Bewerbungsfrist endete am 28.02.2023.
Bewerbungen waren ausschließlich über das Onlineformular auf der Website des Kunstvereins L102.art einzureichen.
Aus allen zulässigen Bewerbungen wird eine Shortlist von 20 Arbeiten erstellt. Alle Künstler*innen werden nach dem Ende der Bewerbungsfrist zeitnah darüber informiert, ob sie in die Shortlist aufgenommen wurden oder nicht. Aus jenen 20 Arbeiten werden von einer unabhängigen Jury am 13.05.2023 drei Gewinner*innen ausgewählt, die folgende Preise erhalten:
1. Preis- 1000 €
2. Preis- 500 €
3. Preis- 300 €
3. Jury
Folgende Personen werden gemeinsam die drei Preisträger*innen ermitteln:
1. Ursula Schöbel (Soziologin und Psychotherapeutin)
2. Dr. Jan Hofmann (ehemaliger Staatssekretär im Kulturministerium des Landes Sachsen- Anhalt)
3. Franziska Harnisch (Künstlerin und Projektraumbetreiberin)
4. Dr. Guergana Stolarov-Demuth (Politologin)
5. Christoph Singelnstein (ehemaliger Chefredakteur des rbb)
4. Ausstellung, Veröffentlichung der Arbeiten und Preisverleihung
Die 20 besten Arbeiten (Shortlist) sollen am Samstag den 13.05.2023 in Berlin (genauer Ort folgt) ausgestellt werden. Am selben Tag findet auch die Preisverleihung durch die Jury statt. Die Ausstellung wird ab dem Tag der Preisverleihung bis zum 20.05.2023 öffentlich und kostenlos zu bestimmten Öffnungszeiten zugänglich sein.
Außerdem sollen diese Arbeiten in einem von uns erstellten Katalog veröffentlicht werden. Der Katalog wird während der Ausstellung gegen eine Spende zu erwerben sein. Die damit gesammelten Gelder werden für die Unterstützung Ukrainischer Künstler*innen verwendet.
Es ist verpflichtend, dass die Künstlerinnen und Künstler an der Preisverleihung, also dem 13.05.2023, persönlich teilnehmen. Sollte das nicht der Fall sein, können die entsprechenden Arbeiten und damit auch die jeweiligen Künstler*innen nicht prämiert werden.
Kosten der Anreise und des Transports der Arbeiten tragen die Künstler*innen selbst.
Mit der Einsendung erteilt uns der Künstler oder die Künstlerin die Einwilligung, ihre oder seine Arbeit zum Zweck der Preisverleihung auszustellen und Fotos der Arbeit im Ausstellungskatalog abzudrucken. Außerdem dürfen wir Bilder der Arbeit auf unserer Internetseite, sowie unserem Instagram-Account mit Verweis auf die Künstlerin oder den Künstler veröffentlichen.
Wir weisen darauf hin, dass sich die Arbeiten zum Zeitpunkt der Ausstellung in verschlossenen Räumlichkeiten befinden, aber nicht versichert sind.
5. Details zur Bewerbung
Bewerben konnten sich Künstler*innen in den Bereichen Malerei, Fotografie, Video, Skulptur,
Street-Art, Performance- und Konzeptkunst.
Pro Künstler*in durfte nur eine Arbeit eingereicht werden.
Um eine bessere Objektivität zu gewährleisten, durfte– Bewerbungsphase beendet – der Arbeit keine Lebensläufe oder ähnliches beigefügt werden.
Arbeiten, die den genannten Kriterien nicht entsprechen, werden vom Wettbewerb ausgeschlossen.
Die Ablehnung der zugelassenen Arbeiten erfolgt ohne Begründung. Sie stellt eine subjektive
Beurteilung dar, bei der es uns vor allem darum geht, welche Arbeiten am besten zum Thema
passen. Damit stellt sie deren objektive Qualität nicht in Frage. Der Rechtsweg ist in jedem Fall
ausgeschlossen.
Wir wünschen allen Teilnehmenden innovative Ideen und viel Erfolg!
Euer Kunstverein L102.art